ICH, MOSRA…

Buchcover Ich Mosra...

In dem Science-Fiction-Roman ‚ICH, MOSRA‘ wird aus Sicht des ‚Außerirdischen‘ Mosra die Geschichte des Absturzes zu Roswell sowie die Vorgeschichte zu diesem Ereignis erzählt. Der Leser erfährt, wie und warum es dazu kam, dass die Menschheit der Erde sich selbst auslöschte und wie es einigen Überlebenden der ‚Eliten‘ nicht rechtzeitig gelang, ein längst sich im Bau befindliches Raumschiff fertigzustellen, um damit zu fliehen und den Rest der Menschheit untergehen zu lassen.

Unvernunft und Schäbigkeit moderner Politik werden in diesem abenteuerlichen Roman ebenso beleuchtet, als mögliche Szenarien der menschlichen Zukunft beziehungsweise der Nachkommen der Menschen. Es geht hier nicht um blutrünstige ‚Sternen-Kriege‘, sondern um Möglichkeiten und Wenn‘s und Aber‘s der Zukunft der Menschheit.

Leseprobe aus ICH, MOSRA…

Einführung:

Einige Menschen sind misstrauisch geworden und fragen sich, weshalb die Welt im Chaos zu versinken scheint, ohne dass es den Anschein hat, dass zuständige Politiker auch nur im Geringsten versuchen würden, dem gegenzusteuern.

Einige dieser Menschen fragen sich zu Recht, ob denn etwas so Gravierendes geschehen ist, dass es die Politiker der Welt so handeln beziehungsweise nicht handeln lässt. Es scheint, als ob eine Elite der Politebene Dinge weiß, welche sie dem ‚gemeinen Volk‘ vorenthält.

Anderen wiederum kommt es vor, als seien die maßgeblichen Führer der Welt schlicht und einfach verblödet oder besessen – besessen von einer fremden Macht, der sie sich nicht widersetzen können und die sie Dinge tun lässt, die jeglicher Vernunft spotten. Doch welcher Art Macht könnte dies wohl sein? Welcher Macht könnte es gelingen, einer doch nicht unerheblichen Anzahl von Staatsmännern zu suggerieren, dass sie entgegen aller Vernunft handeln und ihren Planeten unweigerlich ins Verderben führen müssen – und, vor allem, wie könnte eine solche Beeinflussung beschaffen sein? Durch Hypnose, durch eine Zuführung unbekannter, chemischer Stoffe? Technisch sollten solche Arten einer Manipulation durchaus machbar sein, suggerieren Vertreter solcher Theorien; Andere wiederum verweisen derartige Spekulationen ins Reich der Phantasie und machen sich lustig über die ‚Verschwörungstheoretiker‘, die dann gerne als ‚nicht ganz bei Trost‘ dargestellt werden.

Dennoch: Jedermann spürt, dass die Dinge aus dem Ruder laufen – dass irgendetwas nicht stimmt, nicht mehr stimmen kann. Doch was? Was treibt die Verantwortlichen, überall auf dem Planeten Kriege anzuzetteln, durch Sanktionen zu provozieren; darauf zu verzichten, für die Umwelt schädliche Stoffe zu verbieten und zuträglichere an ihre Stelle zu setzen? Die Technik wäre doch längst da – doch warum wird sie nicht angewendet? Reine Geldgier kann es doch auch wieder nicht sein, denn auch mit neuen, besseren Technologien ließe sich Geld verdienen. Was also kann es sein, das die Welt näher und näher an den Abgrund treibt, sehenden Auges – und dennoch unfähig, dem Einhalt zu gebieten….??

Die Wahrheit ist: Ein winzig kleiner Kreis von Menschen, der insgeheim die Elite des Planeten Erde darstellt, weiß, dass es ohnehin keine Rolle mehr spielt, da sie die Gewissheit haben, dass der ganz große, alles vernichtende Krieg ohnehin kommt und es darum keiner Mühen mehr verlangt, etwas zu ändern. Diese kleine Elite lebt in der Gewissheit, dass die Erde zwar unbewohnbar sein wird für eine sehr, sehr lange Zeit, doch ebenso gewiss können sie sich der Tatsache sein, dass sie mit kleinem Gefolge diese Katastrophe überleben werden.

Woher ich dies alles weiß? Ganz einfach, ich bin Mosra – der Überlebende des abgestürzten Raumschiffs zu Roswell und ich habe mich nach langem und intensivem Nachdenken dazu entschlossen, die gesamte Geschichte der Allgemeinheit zugänglich zu machen….

Die Erzählung über die Anfänge

Mein Name ist Mosra und ich bin einer der Nachkommen Derjenigen, welche es geschafft haben, kurz vor Beginn des großen atomaren Erd-Krieges die Oberfläche der Erde zu verlassen. Die Technik war weit genug fortgeschritten, um auf synthetischem Wege mit relativ wenig Aufwand Nahrung herzustellen, doch leider war sie nicht fortgeschritten genug, um den Einfluss der atomaren Strahlung eliminieren zu können. Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände (So vage ist es leider nur überliefert) gelang es der damaligen Elite nicht mehr, rechtzeitig mit dem Bau eines gigantischen Raumschiffes fertig zu werden, sodass diese etwa dreihundertsechzig Menschen (inklusive ihrer Dienerschaft) mit den für sie vorbereiteten Atombunkern auf längere Zeit als erhofft, vorlieb nehmen mussten.

Diese ‚längere Zeit‘ erstreckte sich auf einen Zeitraum von 769 Jahren, wie in den Überlieferungen vermerkt ist. In dieser langen Zeit mussten die Bewohner des Bunkers nach und nach die Auswirkungen der freigesetzten Strahlung erfahren. So stellten sie fest, dass im Laufe der Zeit immer weniger ihrer Frauen in der Lage waren, Kinder zu gebären. Die Neugeborenen jedoch zeigten ungewöhnliche körperliche und späterhin auch geistige Veränderungen. Letztere äußerten sich in einer erschreckenden Zunahme des Intellekts, dafür jedoch in gleichem Masse in einer Abnahme der Empfindsamkeit, will heißen, der inneren Gefühle. Zudem erreichte bereits die dritte Generation der Bunkerbewohner ein Lebensalter von weit über hundert Jahren, wobei sich ein Wachstum des Schädels mitsamt des Gehirns und in gleichem Maß ein Schrumpfungsprozess des Körpers zeigte. Weitere ‚erschreckende‘ Veränderungen sollten Kinder der fünften und sechsten Generation erfahren: Einige dieser Kinder kamen als männliche Wesen zur Welt und änderten dann etwa acht bis zehn Jahre nach der ‚Geschlechtsreife‘ ihr Geschlecht, um danach als weibliche Wesen zu existieren, welche bereits einen Fötus zur Fortpflanzung in sich trugen.

Nach mehr als sechshundert Jahren erst konnte die Arbeit an Zubringerschiffen begonnen werden, mit welchen das im All sich in einer den Technikern bekannten Umlaufbahn befindliche Raumschiff erreicht werden sollte, um endlich dessen Weiterbau zu betreiben. Weitere einhundertfünfzig Jahre sollten vergehen, bis das gewaltige Fluggerät endlich fertiggestellt war. Zu dieser Zeit erreichten die Bunkerbewohner bereits ein Lebensalter von fast zweihundert Jahren und verfügten über einen bis dahin für unvorstellbar gehaltenen Intellekt sowie andere, neu erworbene Fähigkeiten des Gehirns. So war es einigen der Menschen möglich, im geschlossenen Raum mit ihren Kameraden, welche die gleiche Fähigkeit besaßen, durch reine Konzentration der Gedanken zu kommunizieren. In offener Landschaft war diese Art der Kommunikation allerdings nicht möglich und die Menschen waren weiterhin auf Sprache und Gehör angewiesen, was sich, bedingt durch die Tatsache, dass sich das äußere Gehörorgan der Bunkerbewohner zurückgebildet hatte, als immenser Nachteil erwies. Die Ohrmuscheln waren verkümmert und konnten so den Schall über eine längere Strecke nicht mehr in dem Maße auffangen, wie es vordem der Fall gewesen. Ein weiterer Nachteil ergab sich durch die Tatsache der nunmehr ebenfalls geschrumpften und somit schwächeren Körper der Bunkerbewohner, die nicht mehr in der Lage waren, Gegenstände von mehr als etwa zwanzig Kilogramm Gewicht alleine zu bewegen. Auch die Augen der Menschen konnten sich nicht mehr mit grellem Licht abfinden, sodass stets ein Schutz vor der nun wieder zurückgekehrten Sonne am Himmel vorhanden sein musste. Dies alles schien umso mehr Grund, die Erde sobald als nur irgend möglich, endgültig zu verlassen und sich auf die Reise nach jenen vor nun fast achthundert Jahren entdeckten und vermutlich bewohnbaren und auch bewohnten, fernen Sonnensystemen zu machen.

Etliche Jahre bereits vor dem großen Krieg, der laut den Aufzeichnungen etwa im Zeitraum zwischen 2023 und 2032 damaliger Zeitrechnung stattgefunden haben müsste, waren diese fernen Welten entdeckt und berechnet worden. Weiter sollten Beobachtungen fremder Raumschiffe, die in Erdnähe operierten, weitere Indizien auf bewohnte Welten gegeben haben. Es ist unklar, ob es auch zu tatsächlichen Begegnungen einiger Auserwählter mit diesen vermutlich Außerirdischen kam oder ob reine Spekulation und ein Missverständnis, über welches ich später noch sprechen werde, die Machthaber jener Zeit veranlasste, in solch rücksichtsloser Weise den großen Krieg voranzutreiben und einen für Menschen unbewohnbaren Planeten zu hinterlassen, während sie in aller Heimlichkeit mit dem Bau eines riesigen Raumschiffs samt mehreren Raumkreuzern beschäftigt waren.

Die Abreise

Mit 286 Menschen an Bord bewegte sich die Prithvi in Richtung des Sternbilds Cetus zu einem Punkt, der in einer Entfernung von 40 Lichtjahren, also 10 Billionen Kilometern vom Ursprungsort des gewaltigen Mutterschiffs lag. Die Prithvi verfügte zu der Zeit über einen nuklearen Pulsantrieb mit einem Schub von bis zu 12 000 kN und war somit lediglich mit einer Höchstgeschwindigkeit von 68 000 Kilometern in der Stunde unterwegs. Das Schiff hatte eine Gesamtlänge von 280 Metern, war 120 Meter breit und 65 Meter hoch, wobei es über 12 Decks verfügte.

Die Bordzeit war der früheren Zeitrechnung der Erde angepasst und hatte somit vierundzwanzig-stündige Tage, wobei der Tag der Abreise als der Tag Eins im Jahre Null galt. An Bord waren Unterrichtsräume eingerichtet, welche fleißig benutzt waren zu Zwecken der Weiterbildung in technischen und auch sozialen sowie philosophischen Belangen. Nach jeweils drei Monaten wurde ein Drittel der Mannschaft beurlaubt, um sich in einem künstlich herbeigeführten Schlaf für ebenfalls drei Monate zu regenerieren.

Es war im Jahr 736, am zwölften Tag des siebten Monats, als die erste nennenswerte Störung seit dem Tag des Abflugs die Techniker des Schiffs beschäftigte, die bislang ausschließlich mit routinemäßigen Wartungsarbeiten zu tun hatten. Bei diesen Technikern sowie auch den anderen noch verbliebenen Besatzungsmitgliedern, deren Gesamtzahl sich nun auf 164 Personen belief, handelte es sich um die zweite Generation, welche sämtlich an Bord des Schiffes das ‚Licht der Welt‘ erblickt hatte. Im Schnitt hatte die Vorgänger-Generation ein Lebensalter von 620 Jahren erreicht.

Die Störung

Die Techniker waren seit gut zwei Stunden damit beschäftigt, einer Störung auf die Spur zu kommen, welche sich zuerst durch ein leichtes Flackern der Schiffsbeleuchtung bemerkbar gemacht hatte und dann mit einem kaum wahrnehmbaren ‚Ruckeln‘ des gesamten Schiffes seinen Fortgang nahm. Dieses Ruckeln vermittelte den Besatzungsmitgliedern ein Gefühl, als bremste irgendeine Gewalt die Fortbewegung des Raumschiffs, obwohl es für eine Einschränkung gleichbleibender Geschwindigkeit objektiv keine Hinweise vonseiten der Bordinstrumente gab. Weitere zwei Stunden später hatten die Techniker immer noch nicht den kleinsten Hinweis auf eine Quelle der vermeintlichen Störungen gefunden, als das Licht in allen Bereichen des Schiffes jäh nach einem letzten starken Flackern für etwa zwei Minuten erlosch, um danach wieder – als sei nichts geschehen – vollkommen normal seinen Dienst zu versehen. Auch der Eindruck, dass irgendein Hemmnis das Raumschiff bremse, war schlagartig der Gewissheit eines flüssigen Dahingleitens des Schiffes gewichen.

Der Tag verging, ohne dass sich neuerliche Unregelmäßigkeiten einstellten und die Techniker ließen es dabei bewenden, da sie, trotz intensivster Suche, nicht den kleinsten Fehler in irgendeinem System hatten finden können.

13. Tag im 7. Monat des Jahres 736. Die sieben Navigatoren der Prithvi erstatteten der restlichen Mannschaft Bericht über gleichlautende, unverständliche Sinneswahrnehmungen, welche als eine Art Gedankenübertragung, doch nicht auf die übliche Art und Weise, wie die Mitglieder der Crew in geschlossenen Räumen miteinander kommunizierten, sondern auf eine absonderlich fremde Art stattgefunden hatten. Einvernehmlich berichteten die Sieben über eine Reihe vor ihrem inneren Auge erschienenen Zahlenreihen; über das Gefühl, eine überdimensionale Hand gebiete dem Fortkommen des Schiffes Einhalt sowie das Gefühl, eine Nachricht weitergeben zu müssen, ohne dass jedoch verstanden wurde, um welche Nachricht es sich handle, noch für wen die Nachricht denn bestimmt sei.

Tag 14 des 7. Monats: Nun war die Sachlage eindeutig – das Schiff verharrte im Stillstand und war nicht mehr in der Lage, sich – in welche Richtung auch immer – zu bewegen. Wieder waren die sieben Navigatoren von unerklärlichen Träumen geplagt worden. Zahlenreihen und Zahlenketten erschienen scheinbar willkürlich vor dem inneren Auge und schienen etwas mitteilen zu wollen, dessen Bedeutung jedoch von keinem der Betroffenen verstanden wurde. Diese Art von innerer Wahrnehmung setzte sich den gesamten Tag fort und die Zahlenreihen nahmen die Form einer Spirale und schließlich einer doppelten solchen an, welche zwei der Betroffenen, die sich im Unterricht verstärkt mit der Biologie beschäftigt hatten, stark an Abbildungen der sogenannten ‚Doppelhelix‘ erinnerten.

Die Techniker konnten, wie bereits zuvor, keinerlei erklärbare Fehler im System feststellen und weder die Navigatoren noch sonst eines der Besatzungsmitglieder konnten sich die merkwürdigen geistigen Eingaben der Betroffenen erklären. In Gruppen und Grüppchen saßen die Bewohner der Prithvi beisammen und diskutierten und überlegten, ohne jedoch zu einer Lösung der Probleme zu gelangen.

Ohne die Hintergründe des Problems der vergangenen drei Tage verstanden zu haben, sah sich die Besatzung der Prithvi am 15. Tag des siebenten Monats im Jahr 736 wieder auf Fahrt in Richtung des ursprünglichen Ziels, zum Sternbild Cetus. Nichts wies darauf hin, dass Probleme irgendwelcher Art das Raumschiff auf seinem Flug beeinträchtigen könnten, noch dass sie es beeinträchtigt hatten, doch in den Köpfen der Besatzung blieben die Geschehnisse der vergangenen Tage unauslöschlich eingebrannt. Selbstverständlich waren detaillierte Aufzeichnungen der Ereignisse auch in den Bordcomputern vermerkt, doch würden diese Ereignisse auch ohne Log-Einträge niemals in Vergessenheit geraten, zumal es bislang keinerlei logische Erklärung dafür gegeben hatte.

*

Jahr 740, Tag 12 des 7. Monats: Zum 5. Male jährten sich die Ereignisse, welche seit dem Jahr 736 jeweils für die drei Tage vom 12. bis einschließlich 14. des 7. Monats stattgefunden hatten. Von einer ‚Störung‘ sprach nun keiner der Besatzung der Prithvi mehr, stattdessen hatte es sich eingebürgert, vom ‚Ereignis‘ zu reden beziehungsweise zu denken.

Wie bereits im letzten Jahr, waren auch diesmal für die drei ‚leeren Tage‘ keine Weiterfahrt und keine sonstigen wichtigen Bordarbeiten geplant, sondern es versammelten sich erneut Gruppen und Grüppchen, um sich zu unterhalten, zu diskutieren und solcherart doch noch Antworten auf das Wie und Warum der folgenden Tage zu finden. Die Ereignisse waren gleich denen zuvor; keine Weiterfahrt wäre möglich, das Bordlicht flackerte leicht, die Gedanken und Eindrücke der Navigatoren waren fremdartig wie zuvor und alles wäre fast schon ‚normal‘ zu nennen gewesen, hätte man nicht am Ende des dritten und letzten Tages, nach einer außergewöhnlich starken Vibration des Schiffes, drei der Navigatoren vermisst.

‚Vermisst‘, bedeutete, dass die Drei im wahrsten Sinne des Wortes verschwunden schienen. Weder konnte man ein Zeichen von ihnen an Bord des riesigen Schiffes ausmachen, noch wurde auch nur ein einziger Gedanke von ihnen aufgefangen, so sehr sich alle Bewohner der Prithvi auch bemühten, die Vermissten ausfindig zu machen. – Auch am nächsten und vielen folgenden Tagen, als das Schiff längst wieder Fahrt aufgenommen hatte, ging die Suche nach den drei Navigatoren unermüdlich weiter, doch konnte Niemand auch nur das geringste Lebenszeichen von ihnen empfangen.

Dies war eine absolut neue Situation, welche keiner der Bordkameraden vom Intellekt her begreifen konnte. Es war doch einfach nicht möglich, dass sich Jemand in Luft beziehungsweise in seine atomaren Bestandteile auflösen konnte. Oder doch? Dazu noch dergestalt, dass sich nicht auch nur mehr ein Molekül feststellen ließ? – Mit einer überaus ratlosen Mannschaft trieb die Prithvi weiter ihrem fernen Ziel entgegen.

*

Ein Jahr war vergangen und wieder nahte das ‚Ereignis‘, ohne dass für das Verschwinden der drei Bordkameraden eine auch nur im Ansatz theoretische Lösung gefunden wäre. Die üblichen Diskussionsgruppen fanden sich zusammen, um zu diskutieren und nach Lösungen für bislang ungeklärte Fragen und Probleme zu suchen. Der drei Vermissten wurde gedacht, wenn auch erwartungsgemäß keinerlei Lösungsansätze bezüglich ihres Verschwindens gefunden wurden. Man war am Ende des dritten ‚Ereignis-Tages‘ schon darauf eingerichtet, den normalen Alltag wieder aufzunehmen und die Fahrt Richtung Cetus fortzusetzen, als das Schiff erneut von einer starken Vibration erfasst wurde. Fast zeitgleich war überall im Schiff ein Alarmton aus dem dritten Unterdeck zu hören, der eine Durchsage eines Navigators folgte. Dieser Navigator rief alle Besatzungsmitglieder auf, ohne Verweilen zum dritten Unterdeck in den zweiten Versammlungsraum zu kommen. Niemand zögerte, der so eindringlich vorgebrachten Aufforderung nachzukommen, da alle der Ansicht waren, dass es um die Sicherheit des gesamten Schiffes ging.

Der Gestalter

„Wir haben zu keinem Zeitpunkt das Schiff verlassen, waren immer hier.“

Der Navigator Pelo nickte bestätigend und sah sich erneut in der Runde der erstaunten Versammlung um. Die beiden anderen Navigatoren Gjera und Monla, welche zusammen mit Pelo für ein Jahr ‚verschwunden‘ waren, nickten bekräftigend zu des Kameraden Worten.

Es stellte sich heraus, dass die drei ‚Vermissten‘ sich ihrerseits alleine an Bord wähnten, doch während des gesamten Zeitraums von einem Jahr durch Eingabe von Gedanken ‚belehrt‘ und ‚geschult‘ wurden.

„Wir vermuten nun, dass unsere Welt, wie wir sie kennen, programmiert wurde und dass der Programmierer, den wir ‚Gestalter‘ nennen wollen, sie mit einer Art von Tunnels beziehungsweise Zugangsmöglichkeiten zu bestimmten Wiederherstellungspunkten versehen hat, so dass wir uns in andere ‚Dimensionen‘ und vermutlich auch unterschiedliche ‚Zeitumgebungen‘ begeben können. Wie das im Einzelnen funktioniert, wissen wir noch nicht, hoffen aber, im Laufe der Zeit auch darüber belehrt zu werden.“

Pelo pausierte und blickte sich im Raum um. Erwartungsgemäß blieb es still und weder erhoben sich Stimmen, noch wurden Kommunikations-Gedanken vernehmbar. Dies als stille Aufforderung betrachtend, fuhr Pelo fort:

„Wir halten es für wahrscheinlich, dass der Gestalter uns mit voller Absicht an gewissen Gedanken und Bildern teilhaben lässt, doch können wir nicht sagen, warum dies so ist und wieso gerade wir ausgesucht wurden, noch wissen wir, was im Einzelnen von uns erwartet wird.“

Trotz nunmehr weiterer ungelöster Fragen waren Alle froh, hier und jetzt die vermissten Kameraden wieder in ihrer Mitte zu wissen. Man würde alles daransetzen, mit der Zeit hinter das Rätsel zu kommen, da ja offensichtlich gewollt war, dass die Besatzung des Schiffes Neues erfahren und lernen sollte.

Die Reise ging weiter und Pelo, Gjera und Monla, die sich weiterhin ‚unterrichtet‘ sahen, wurden zum ‚Dreier-Rat‘ ernannt, welcher dem eigens gegründeten ‚Rat der Sieben‘ vorsitzen sollte. Außer den drei bereits Genannten gehörten dem Rat der Sieben die Techniker Balad, Faram und Alub, sowie ein Besatzungsmitglied namens Ferah an, das zurzeit den weiblichen Status innehatte und einen Fötus in sich trug.

Das Jahr 747. Seit sieben Jahren hatte das ‚Ereignis‘ nicht mehr stattgefunden und so zur Überzeugung, dass die Mannschaft der Prithvi für eine Mission des Gestalters auserwählt sei, noch mehr beigetragen. Alle trugen durch Träume, Gedankeneingaben und Diskussionen darüber dazu bei, dass die Welt, in welcher sie mit großer Sicherheit lebten, mehr und mehr verstanden wurde. Leider war es nicht möglich, dem Gestalter Fragen zu stellen, so dass der Wissensfluss nur in einer Richtung oftmals durch Versuch und Irrtum oder Erfolg zustande kommen konnte.

Man war im 10. Monat 747, als die Navigatoren eine Abweichung im bisherigen geradlinigen Kurs des Schiffes feststellten. Nach kurzer Besprechung wurde ein halbherziger Versuch unternommen, die Prithvi wieder auf den vorigen Kurs zu bringen, doch fast augenblicklich war wieder die schon von früher her bekannte unsichtbare ‚Hand‘ des Gestalters zu verspüren, welche das Schiff auf seinem jetzigen, neuen Kurs hielt. Man entschloss sich also, die Dinge laufen zu lassen und zu beobachten und in sich zu hören, um den Willen des Gestalters deuten zu können.

12. Monat des Jahres 747: Das Besatzungsmitglied Ferah, welches nun bald ihren Fötus der Gemeinschaft übergeben würde, erzählte von einem irritierenden Traum:

„Es waren Menschen, welche aussahen, wie unsere Vorfahren zu Zeiten vor dem großen Krieg auf der Erde ausgesehen hatten. Sie bewohnen einen Planeten, der über Wasser und Sauerstoff verfügt. Die Menschen bestellten Felder und verhielten sich freundlich. Auch ihre Sprache konnte ich gut verstehen.“

Dies passte zu den Eingebungen, welche andere Besatzungsmitglieder wie Techniker und Navigatoren seit geraumer Zeit erhielten. Es spielte ein Planet mit Menschen und zuträglicher Atmosphäre eine Rolle und auch Gebrauchsanweisungen für ein fremdartiges Raumschiff, welches, so fremdartig es real auch schien, doch eine Art von Erinnerung oder Ahnung in Allen weckte, die mit den ‚Träumen‘ dazu konfrontiert wurden.

„Mit ziemlicher Sicherheit werden wir zu einem bewohnten Planeten geführt und sollen lernen, mit einem fremden Raumschiff zu navigieren und eventuell auch, ein solches zu bauen.“

Ferah verabschiedete sich mit diesen Worten und zog sich in ihre Unterkunft zurück, um mit ihrem bald der Gemeinschaft zugehörenden Fötus alleine zu sein.

Jahr 752, 2. Monat: Ferahs Nachkomme war bereits vier Jahre alt und hörte auf den Namen Semli. Drei weitere gleichaltrige junge Wesen gab es an Bord, die gemeinsam mit Semli unterrichtet wurden und auch zu Freizeitbeschäftigungen wie Malen und Geschichten-erzählen zusammen kamen. Sei es, weil die jungen Wesen Unterhaltungen der Älteren aufschnappten oder weil sie selbst auch ähnliche Träume und Eingebungen hatten, so malten die vier jungen Schiffsbewohner vermehrt Bilder von grün bewachsenen Planeten und Bewohnern, welche so gar nicht ihnen selbst, sondern den Menschen der Vorzeit, welche sie doch noch nie zu Gesicht bekommen hatten, glichen. Schon bald waren die vier jüngsten der Bordbewohner Semli, Mingru, Komlu und Hamli unzertrennliche Freunde und suchte man nach einem von ihnen, so war es geraten, nach den anderen Dreien Ausschau zu halten.

Es war um die 9. Stunde des 16. Tages, als Komlu begann, laut und deutlich in einer fremden Sprache zu sprechen, welche jedoch bei genauerem Zuhören in Teilen vom Rest der Besatzung verstanden werden konnte. Die drei kleinen Kameraden schlossen sich Komlu an und zeigten sich mehr als gewillt, diese neue Sprache von ihrem Freund zu erlernen. Auf Befragen erklärte Komlu nur, dass er nicht wisse, woher die ‚Stimmen‘ kämen, die ihm dies beigebracht hätten.

Jahr 760, Monat 4: Die vier mittlerweile 12-jährigen Freunde beherrschten die von der ‚Stimme‘ gelernte Sprache nun schon perfekt und hatten ihre Freude daran, sie so oft als möglich untereinander zu sprechen und darüber hinaus auch anderen Mitgliedern der Prithvi in einem Unterrichtsraum das neue Idiom nahezubringen.

Die fortwährenden ‚Träume‘ und sonstigen Eingebungen des ‚Gestalters‘ hatten die Besatzung der Prithvi nun zur Gänze überzeugt, dass ihnen die Entdeckung eines Planeten und die Bekanntschaft mit dort lebenden Menschen bevorstand. Ebenso waren sie davon überzeugt, dass sie sich zukünftig mit der Technik eines neuartigen Raumschiffs vertraut zu machen hatten und dieses Schiff eventuell noch zu konstruieren hatten. Wann und wo dies alles geschehen sollte, wusste allerdings keiner der Anwesenden an Bord zu sagen, doch verdichteten sich die Hinweise, dass dies nicht mehr in allzu weiter zeitlicher Ferne liegen könne.

Am letzten Tag des vierten Monats wurden die Bewohner der Prithvi vom gerade diensthabenden Navigator darüber informiert, dass ihm der Zugang zum Kommando-Deck verwehrt sei und er deshalb die Steuerung des Schiffs nicht mehr überwachen könne. Niemandem schien dies als ein allzu großes Manko zu erscheinen, da doch ohnehin schon seit geraumer Zeit der Gestalter die Navigation übernommen hatte. Der einzige Unterschied schien darin zu bestehen, dass die Prithvianer, wie sie sich nun selbst nannten, nicht mehr nachvollziehen konnten, wo sie sich gerade befanden.