Dieser Band beinhaltet 6 didaktische Verserzählungen,
welche von Sinn und Möglichkeiten sowohl des irdischen
als auch eines eventuellen ‘nach’- irdischen Daseins handeln.
Leseprobe aus Gott ist ein Kind
Odin, ein Krieger kommt!
*
Ich werde reiten auf Odin’s Pferd,
begleitet von seinen Raben.
Werd’ sein gerüstet mit meinem Schwert;
– werd’ den Ger auch mit mir haben!
*
Ich bin ein Germane und Krieger
und freue mich schon auf’s Gefecht.
Wenn wieder wir bleiben die Sieger,
so wird’s dem Feind ergehen schlecht!
*
Aus ihren Schädeln wir dann trinken
gar süßen Met und starkes Bier.
Jungfrau’n vor Freude werden winken,
wenn wieder heimgekommen wir.
*
Ein Feuer werden wir entfachen;
besingen uns’re Heldentat.
Wir werden trinken – werden lachen;
– wie Odin selbst es einstens tat!
*
Doch eines Tag’s ich werd’ verlieren
den Kampf – doch werd nicht traurig sein.
Ich werd’ dann kehr’n mit Odin’s Tieren
an seiner Siegestafel ein.
*
Ich werd’ dann reiten auf Odin’s Pferd,
begleitet von seinen Raben.
Ich werde fühlen mich unbeschwert;
– teil an Odin’s Runde haben.
*
Die alten Freunde treff’ dann wieder,
welch’ gefallen wie ich im Streit.
Werden singen die alten Lieder;
– zum Trinken immer sein bereit!
*
Denn wir sind Germanen und Krieger
und unser Leben ist das Schwert!
Wie’s auch endet – wir sind die Sieger
– und werden selbst vom Feind geehrt !
*
„Odin, schicke mir Deine Raben!
Odin, sende mir auch Dein Pferd!“
– So werd’ ich rufen, um zu haben
auf letzter Reis’ meine Gefährt’…
*
Zu Deiner Tafel sie mich leiten,
wo ich Dich werd’ begrüßen dann.
Ein Festmahl wirst für mich bereiten,
wie’s nur bei Dir ein’s geben kann…
*
„Oh Odin, ein Krieger kommt zu Dir!“
– So wird lauten mein letztes Wort.
Dann wirst Du senden Dein edles Tier,
welch’ bringt mich von der Erde fort!
*
Dann werd’ ich reiten auf Odin’s Pferd,
begleitet von seinen Raben.
Gestorben werd’ sein ich durch das Schwert;
– wer könnt Besseres wohl haben?
*
Mein eigenes Ross wird folgen mir
und wieder sein für mich bereit.
– Denn brauchen werd’ ich das edle Tier,
zu messen uns im Freundes–Streit…
*
Denn wir sind Germanen und Krieger
und unser Leben ist der Kampf;
– und stets wir werden bleiben Sieger.
– Den Feind man in den Boden stampf’!!
*
Wir werden feiern – werden kämpfen;
– wir tun es hier – wir tun es dort.
Nichts wird unsere Freude dämpfen;
– an diesem wie an jenem Ort!
*
Die tapferen Feinde wir ehren;
den Feigen doch verachten wir.
Uns ewige Treue wir schwören;
– dies gilt für uns und unser Tier.
*
Denn wir sind Germanen und ehrlich;
der Lüge Freunde wir nicht sind.
Dem Feind im Streit wir sind gefährlich;
– doch wahrheitsliebend wie ein Kind!
*
Mut wir lieben – und hassen Verrat;
dem Gaste wir Obdach gewähren.
Ein Kind, das keine Eltern mehr hat,
werden wir bei uns ernähren.
*
Die Pferde sind unsere Brüder;
– gemeinsam im Kampf wir sterben.
Bei Odin wir sehen uns wieder;
– für uns gibt es kein Verderben.
*
Ja, wir sind Germanen und streiten,
denn dieses ist unser Leben.
So wird es sein für alle Zeiten;
– nicht den Frieden wir erstreben…
*
Wer im Kampf das Leben gelassen
und sich gezeigt als rechter Mann,
nur er bei Odin vorgelassen;
– auf dass er ewig kämpfen kann!
*
D’rum, Odin, schick’ mir Deine Raben;
– und tue dieses doch sehr bald.
Ich möchte das Vergnügen haben,
bevor ich werde grau und alt.
*
– Wir nied’re Arbeit nicht verrichten;
nur zum Kampf wir sind geboren.
Die Feinde mutig wir vernichten;
– wer kommt zu nah, ist verloren…!
*
Auch lieben wir nicht den Alterstod;
er gilt uns als eine Schande.
Der, Dessen Sterben durch Blut nicht rot,
bei Odin wird steh’n am Rande!
*
Denn wir sind die stolzen Germanen,
die um ihr Leben bitten nicht.
Wir sind Herren – nicht Untertanen;
– nicht scheuen wir das Tageslicht!
*
Wann werd’ ich sprechen diese Worte,
wie’s nur einem Germanen frommt?
Wann werd’ ich geh’n von diesem Orte,
rufend: „Odin, ein Krieger kommt!“?
*
Sehnsucht hab’ ich nach Odin’s Runde;
sehen möchte ich Wieland’s Schwert.
Dessen Kunst ist in Aller Munde;
– kein Schmied wie er auf dieser Erd’….!
*
Wir streiten über Kleinigkeiten;
doch bleibt der Anlass für uns gleich.
– Das Schwert soll uns den Weg bereiten,
zu geh’n in Odin’s Krieger-Reich!
*
Ich werde reiten auf Odin’s Pferd,
begleitet von seinen Raben.
Ich werde verlassen diese Erd’,
– Platz an Odin’s Tafel haben..!
*
Im Winter herrscht hier Langeweile;
– mein Bärenfell wird mir zu schwer.
D’rum möcht’ich weg von hier in Eile;
– die Sehnsucht drückt mich allzusehr.
*
„O Odin, schicke mir Deine Raben!
Odin, sende mir auch Dein Pferd!“
Schon bald will ich zu ihm hin traben,
wo leben ist des Leben’s wert…
*
Werd’ haben dort, was das Herz begehrt;
kann kämpfen dann ohne Ende.
Nichts wird es geben, das mich beschwert;
– Bier wie Wasser dann verwende!
*
Schon morgen ziehe ich in den Krieg;
– vielleicht wird’s dann zu Ende sein.
Ich werde kämpfen für uns’ren Sieg;
– ob’s gelingt, weiß Odin allein.
* * *
Kriegsrufe tönen – und Hörnerklang;
ich stürze mich in’s Getümmel.
Der Tag wird schwer – dieser Tag wird lang;
– Lärm und blutiges Gewimmel!
*
Ich schwinge das Schwert – ich werf’ den Ger;
– ich hör’ die Schreie der Feinde.
Der Schwertarm fast gehorcht mir nicht mehr
inmitten der Kriegsgemeinde.
*
Bei Tagesend’ ertönt das Signal;
ich leb’ und hab’ keine Wunden.
Morgen wir werden kämpfen nochmal;
– nochmal wir werden geschunden!
*
Die Walstatt ist gerötet vom Blut;
– der Unser’n und dem der Ander’n.
Die Kameraden all’ kämpften gut;
– doch viel’ zu Odin nun wandern….
*
Aus vielen Kehlen der Todesruf:
„Odin, ein Krieger kommt zu Dir!
Schick’ Dein Pferd mit dem goldenen Huf
und öffne für mich Deine Tür!“
*
-„Odin, schicke mir Deine Raben!
Odin, sende mir auch Dein Pferd!“
Werde morgen auch Glück ich haben;
– oder wird’s mir erneut verwehrt?
*
Es ist die Sehnsucht der Germanen,
zu ziehen ein in Odin’s Reich.
Das Glück dort lässt sich schwer erahnen;
man lebt dort wohl den Göttern gleich…
*
Gepflegt der Kameraden Wunden,
getrunken von dem süßen Wein.
So werden schneller sie gesunden;
– wer wird morgen der Sieger sein..?
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Nach kurzer Nacht – im Morgengrauen
wir zu unser’n Waffen eilen.
Zurück im Lager uns’re Frauen.
– Müßig nicht Zuhaus’ sie weilen.
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Und wieder – wie am ersten Tage –
Waffenklirren und Hörnerklang.
Und über allem steht die Frage,
wem heute wohl der Sieg gelang.
*
Ich ehre den Feind, der mutig kämpft
und standhaft nicht weichet zurück.
Der nicht dieses Kampfgeschehen dämpft;
– der weiß, dies ist der Weg zum Glück.
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Den Feigen jedoch ich verachte;
– ist meines Schwertes würdig nicht.
Mit Knüppeln besser man ihn schlachte;
– wird sehen niemals Odin’s Licht!
*
Vergessen ist nun all’Müdigkeit;
ich kämpfe mit ganzem Herzen.
Überwinde jede Schwierigkeit;
– aufgelegt sogar zu Scherzen…
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Heut’ ist der Tag! Dies muss es wohl sein!
Werd’ zu Odin heut’gelangen!!
Somit dann der Sieg wird zweifach mein;
– bin hinied’ nicht mehr gefangen…
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Fünf Feind’ bereits ich hab’ erschlagen,
bevor das Horn zur Labe ruft.
Verletzte sind vom Feld getragen;
– Todesgeschrei erfüllt die Luft!
*
Nachdem gestärkt sich beide Seiten
und sich gelegt zu kurzer Ruh’;
zurück auf’s Feld – erneut zum Streiten.
Mit Macht die Schwerter schlagen zu!
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Zwei weitere Gegner ich erschlug,
bevor ich selbst getroffen ward.
Doch meine Wunde ist nicht genug
für meine allerletzte Fahrt….
*
Ich kämpfe weiter – es strömt das Blut;
ich wüt’ wie in einem Rausche.
Erneut ich treff’ einen Gegner gut;
– auf daß die Welten er tausche…
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Und wieder,- erneut,- ich zähl’ nicht mehr;
mein Schwert kämpft scheinbar alleine.
Die Gegner bedrängen mich nun sehr;
– der Wunden nicht mehr nur eine.
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Die Kraft versiegt – ich es wohl fühle
und kalt wird mir in den Beinen.
Es ist des Todes leere Kühle;
– bald trink’ ich von Odin’s Weinen…!
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Mit letzter Kraft ich richte mich auf;
– mein Schwert macht singend die Runde.
Drei Köpfe rollen – ich acht’ nicht d’rauf;
– einer folgt – mit off’nem Munde…
*
„Odin, schicke mir Deine Raben!
Odin, sende mir auch Dein Pferd!
Ein Krieger kommt! – Willst Du ihn haben?!
– Dann schick’ Dein Roß nun auf die Erd’!
*
Bei diesem meinem letzten Rufe
ein’ eisern’ Faust fasst an mein Herz.
Ich hör’ schon Odin’s Pferdes Hufe;
– die Welt um mich versinkt im Schmerz……
*