Götterspiel

Buchcover Götterspiel

In Götterspiel wird in Versform der Sinn des Daseins selbst hinterfragt und beschrieben, wie Götter aus Langeweile einen der Ihren auf die Erde schicken, woselbst Dieser in ‘Germanischer Zeit’ ohne Erinnerung an sein göttliches Dasein seine Aufgabe erfüllen muss.

Verlust all seiner Lieben und weitere ‘Schicksalsschläge’ lassen den einstigen ‘Gott’ mit sich und den Göttern hadern, bis er endlich doch durch Lebenserfahrung dem Sinn des Daseins nahe kommt.

Versmaß: 9 : 8 – 9 : 8

Leseprobe GÖTTERSPIEL

Götterspiel

*

Einst saßen wir Götter beim Spiele;

verspürten doch nur Langeweil’

Abwechslungen gab es nicht viele;

– verbraucht auch längst schon Amors Pfeil’ …

*

„Wie gut es doch die Menschen haben;

– kennen sie ja ihr Schicksal nicht.

An Hoffnung können sie sich laben;

– ihr Leben scheint wie ein Gedicht.“

*

Ich war es, der jene Worte sprach,

in dieser so müden Runde

und damit das Schweigen unterbrach.

– Man staunte mit off’nem Munde.

*

„Wie kommst du nur auf solch’ Gedanken;

ich zweifle, dass sich’s so verhält.

Die Menschen haben ihre Schranken;

– gewiss es ihnen nicht gefällt !“

*

So wollte Einer widersprechen,

der andrer Meinung war als ich.

„Mensch zu sein , würd’ das Herz mir brechen;

– ich denke, es wär’ fürchterlich !“

*

Vergessen nun von Allen das Spiel;

– Jeder wollt’sein’ Meinung sagen.

„Von Menschen halte ich nicht sehr viel!“

„Menschen schweres Los ertragen ..“

*

„Nein,nein ! – Es würd’ mich int’ressieren,

wie’s menschlich’ Leben so verläuft.

So Vieles kann ihnen passieren;

– vor Kummer Mancher sich besäuft ..!“

*

„Was du nicht sagst ! – Ich trink’ aus Freude;

– sollt’ sich’s wirklich so verhalten ?

Wir kennen wenig doch die Leute;

– wie sie walten oder schalten.“

*

„Langweil’ sie haben sicher keine,“

so stimmte mir ein Weit’rer zu,

„durch’s Leben müssen sie alleine

und kennen weder Rast noch Ruh’.“

*

„Nehmen könnt’ man die menschlich’ Gestalt

und wandeln so auf Erden dann.

So würd’ man erfahren schon sehr bald,

ob Menschsein Gutes haben kann.“

*

„Ein Spiel ! – Ein Spiel sollte es werden,“

rief Jemand voll Begeisterung,

„Einer von uns wandert auf Erden ,

ohn’ jedwelche Erinnerung !“

*

Es wurde still in uns’rem Kreise;

ein Jeder dachte nach für sich.

Wer würde geh’n auf solche Reise?

– Das Los letztendlich fiel auf mich..!

* * *

Zuvor die Regeln wurden erstellt;

– dies dauerte geraume Weil’.

Sollte ich doch in der Menschenwelt

suchen nunmehr mein eigen Heil …

*

Geboren ich sollte werden dort;

– vergessen mein’ Vergangenheit.

Nicht durfte ich gehen eher fort,

bis gekommen die richtig’ Zeit …!

*

Gar alles wurde aufgeschrieben

in meinem `Lebens–Regelwerk ́.

Ich durft’ nicht handeln nach Belieben;

– verlor’n sollt’ sein die Götterstärk’.

*

Menschlich’ Geburt ich würde nehmen,

sollt’ haben meine Lebensspann’.

Nicht zum Müßiggang mich bequemen,

da ich hätt’ eine Aufgab’ dann …

*

Worin die Aufgab’ denn bestünde,

durfte ich wissen nicht zuvor.

Führt’ ich ein Leben ohne Sünde,

– das Wissen käm’ von selbst hervor,

*

„Harte Regeln ihr habt erstellet;

– ich fürchte fast, es wird zu schwer.

Wenn nicht ein Zufall mich erhellet,

erinner’ ich mich niemals mehr…

*

Die Worte sprach ich resignierend,

– der schwier’gen Aufgab’ eingedenk.

Mein früh’re Rede so negierend;

nicht war’s für mich mehr ein Geschenk…

*

Zwei Dinge nur man mir zugestand ,

die selber ich durfte wählen:

Dies war die Zeit sowie auch das Land,

wo sollt’ mich das Leben quälen …

*

Sie gaben mir Zeit drei Tage lang,

das Ganze zu überdenken.

– Danach, mit erneutem Überschwang,

wollt’ ich mein Geschick schon lenken.

*

Die Neugier hatte überwogen;

– der Drang zum Abenteuer groß.

Hatt’ doch das Große Los gezogen;

– fiel einfach so in meinen Schoß ..!

*

– Ich wollt’ leben im Land am Rhein;

– getroffen hatte ich die Wahl.

Ein Germane würde ich sein,

in einem wunderschönen Tal …

*

Ich trug es vor- es wurd’ beschlossen.

– Geburt ich würde nehmen dort,

wo edle Menschen unverdrossen

kämpften um ihren schönen Ort …

*

Beim Abschiedstrunk wir endlich saßen;

– die letzte Rund’ für lange Zeit.

Alte Tage wir nicht vergaßen;

– auch zum Scherzen waren bereit .

*

– Dann wurd’ es Zeit für mich, zu gehen;

– verlassen meine Freunde all’.

Wann würde ich sie wiedersehen ?

– Die Feier nun ein Trauerfall…

* * * * *

Nicht leicht die Kindheit mir geworden;

– erzogen wurd’ ich äußerst hart.

Im Streite wir mit Römerhorden;

– nicht blieben Opfer uns erspart …

*

Ich wollte durch die Wälder streifen,

im Spiel mit einem hölzern’ Schwert.

Verbote konnt’ ich nicht begreifen;

– noch war mein’ Welt zu unbeschwert.

*

Erwachs’ne sollten uns begleiten;

doch wollten wir alleine sein.

Im Spiele miteinander streiten.

Es hieß : „Dafür seid ihr zu klein !“

*

Ält’re Geschwister hatt’ ich keine;

– Nicht erwünscht Kontakt mit Allen.

So blieb ich öfters denn alleine;

– irgendwann wollt’s so gefallen …

*

Die Jugend bracht’ den Ernst des Leben’s;

– nicht fühlte ich mich mehr Daheim.

Die Römerfeindschaft schien vergebens;

– manch Einer liebt’ sie – insgeheim …

*

Gar überall gab es Verräter:

– die eig’nen Reihen – sicher nicht.

So Mancher dachte nicht an später;

– wenn hielten wir für ihn Gericht ..!

*

Tote beklagten beide Seiten;

die Römer ebenso wie wir.

Warum nur mussten wir so streiten;

– warum die Fremden waren hier ..?

*

Sie waren gekommen ohne Grund;

– Probleme gab’s Zuhause nicht.

Das römische Land – es war gesund;

– darüber hatten wir Bericht.

*

Befestigungen sie errichtet,

mit Türmen – all’s zu überschau’n.

Sie wurden überall gesichtet;

– wir fürchteten um uns’re Frau’n.

*

Auf uns’res Flusses and’rer Seite

ein Dorf sie hatten sich erbaut.

Dorthin sie floh’n nach jedem Streite;

– nach dort wir uns noch nicht getraut.

*

Die Siedlung hatten sie geschützet

mit Palisaden – mannesstark.

Uns’re Wälder dafür benützet;

– geschädiget der Heimat Mark …

*

– Sie schlugen uns auf offenem Feld,

darum sie rodeten den Wald.

Denn dort der Sieg war für uns bestellt:

– dies hatten wir gelernt schon bald.

*

Klein von Gestalt die Römer waren;

– im Kampf sie zeigten Disziplin.

Sie hatten manchen Sieg erfahren,

doch hier ihr Eifer war dahin.

*

Ihre Grenze war des Waldes Saum.

Ihn mußten sie respektieren.

Gefahrvoll schien ihnen jeder Baum;

– wollt’ sie scheinbar drangsalieren..!

*

Ihr Dorf mich brennend int’ressierte.

Bislang ich kannt’ es nur von fern’.

Wollt’ wissen,was dort wohl passierte;

– wollt’ lernen über sie sehr gern’.

*

Fremdartig waren ihre Bauten;

– nicht eingebettet in die Erd’.

Weit in die Höhe sie doch schauten;

– Platz bietend wohl gar einem Pferd.

*

Ich übt’ mich täglich mit dem Speere;

– auch meine Axt war stets dabei.

Wir würden’s zeigen diesem Heere !

Einmal wir wieder wären frei…

* * * * *

– – Ein Ruf erscholl in uns’rem Lande

und ward gehört allüberall:

„Hinfort nun mit derRömerbande;

– organisiert den Überfall !!“

*

Herangereifet war ich nunmehr

und galt bei uns als voller Mann.

Der Römer Treiben mißfiel mir sehr;

– im Kampf ich zeigt’ dies dann und wann.

*

Zum Widerstand sich Gruppen trafen,

im Walde – an geheimem Ort.

Wir wollten reden, essen, schlafen;

— „Wie jagen wir die Feinde fort ..?!“

*

– Einer der Führer ich geworden,

dank meines Geist’s und Waffenkunst.

-Besiegen würden wir die Horden,

wenn fänden wir der Götter Gunst.

*

Das Römerdorf – längst ausgespähet,

war stark befestigt und bewacht.

Ich wußte, dass kein Weg bestehet,

es einzunehmen – selbst bei Nacht …

*

„Das große Dorf muß Hunger leiden;

kein Proviant darf kommen her.

Wir müssen alle Weg’ abschneiden,“

ließ ich vernehmen mich nunmehr.

*

„Wo willst du all’ die Leut’ hernehmen ?

Es scheint mir ein’ unmöglich’ Sach’,

dass soviel Männer sich bequemen,

den Feind zu halten so in Schach.“

*

„Wir brauchen sie nicht bei Nacht und Tag;

– Späher sollen stetig wachen.

Berichten uns, wer da kommen mag;

– das restlich’ wir dann schon machen…“

*

Der Plan schien gut – er Zustimmung fand;

– man wollte sich an ihn halten.

Bald wär’ man allein’im eig’nen Land

und würd’ es selber verwalten.

*

Das Römerdorf war gewaltig groß,

denn stetig wurd’ es erweitert.

Gelang mein Plan, so läge es bloß

und wäre somit gescheitert.

*

Zur Tat wir unverzüglich schritten;

– ein Ring ward um das Dorf gestellt.

Mit Händlern handgreiflich wir stritten,

bei Denen Dinge war’n bestellt.