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Ein Wort der Bibel lässt mich grübeln;
– und in mir regt sich Widerspruch.
Man möge dies’ mir nicht verübeln,
auch wenn’s Kritik am Heilig’ Buch.
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Da Gott mir hat Verstand gegeben,
zu denken meinen eig’nen Weg
und blind nicht nach der Schrift zu leben,
denk’ ich, es ist kein Sakrileg.
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Nicht sind als Lämmer wir geboren,
zu dulden und zu leiden nur.
Zu And’rem war’n wir auserkoren,
statt nur zum Trieb oder zur Schur.
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So sträubt sich denn in meinem Inner’n
alles, was machet meinen Sinn,
wenn ich mich muss der Wort’ erinnern:
`Halt’ auch die and’re Wange hin.
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– Was geb’ ich damit zu verstehen,
wenn ich befolge diesen Rat ?
Der Gegner wird’s vielleicht so sehen:
`Fahr’ fort mit deiner Übeltat !
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Was mag dies wohl für ihn nun heißen ?
– Wie Hohn es auf ihn wirken kann:
`Nicht kannst’ aus meiner Ruh’ mich reißen,
denn für mich bist kein ganzer Mann…
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Wenn man nun Jemand so beschämet,
kann dies’ im christlich’ Sinne sein ?
Noch mehr der Gegner sich dann grämet,
da er sich fühlet allzu klein.
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Ist’s Nächstenliebe, so zu handeln..?
Ist’s nicht vielmehr dasGegenteil?
Wird ein Aggressor sich denn wandeln,
wenn Schmähung so ihm wird zuteil…?
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Dies wag’ ich doch zu bezweifeln nun;
– Die Gest’ verkehret ihren Sinn.
Darum : Will Jemand dirArges tun,
halt n i c h t die and’re Wange hin …
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